Blog #11 1/2 - Argentinien Anden

Paraguay - Asuncion - Chaco - HondaCRF250L

Andenwahnsinn in Argentinien

Dies ist eher ein Blogeintrag für uns selbst - so als Erinnerung an die Route. Eher langweilig zu lesen - lockeres Reisegeschwafel halt.
Wenn ihr hier gelandet seid, könnt ihr aber natürlich die Bilder angucken ;-)
11 1/2 ist die Nummer des Blogeintrages, weil er natürlich zeitlich vor dem Paso San Franciso komm...

Wir hatten über die Rückfahrt von Paraguay in Richtung Salta gelesen, dass diese echt langweilig sei, wir waren jedoch sehr begeistert von dieser Fahrt. Die Reise ging durch das so genannte Chaco, einem urwaldähnlichen Gebiet in Paraguay und Argentinien. Was auch als eintönig und langweilig gesehen werden kann, kam uns wild und natürlich vor. Viel Gestrüpp, aber auch die tollen Flaschenbäume, Palmen und alle möglichen Tiere von bunt gescheckten Schweinen, über Esel, Pferde, Kühe und unzählige Vogelsorten vom Reiher bis zum Flamingo säumen dort den Weg. Die endlosen Geraden, über 20 und mehr Kilometer pusten das Gehirn frei. Hügel gibt es hier nicht. Flach das ganze, wie Schleswig Holstein.

 

Nach einigen Tagen auf diesen Pisten und Nächten in kalten Unterkünften (denn selten gibt es hier eine Heizung und die Nachttemperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt), dem Verzicht auf das Duschen, da eben zu kalt, änderte sich unsere Route nun massiv.

Purmamarca

Gegen Nachmittag erreichten wir Purmamarca. Ein absolutes Touristendorf, dass jedoch immer noch charmant, friedlich und entspannt wirkt. Neben Touris und Einheimischen hängen in dem kleinen Örtchen jede Menge Freaks herum, die allen möglichen Kram verkaufen. Der Marktplatz wird sich mit diversen Ständen der indigenen Händler geteilt. Hier geht es bunt zu, und alles rund um das Thema Lama/Alpaca wird angeboten. Schrill und preisgünstig. Bleibt nur die Frage, warum hier keine Panflöte zu hören war. Offizielles Prunkstück des Ortes ist ein Hügel, der in sieben Farben glänzt, für uns war das jedoch etwas anderes. Ein ca. 3 Kilometer langer Weg, den man mit dem Motorrad befahren konnte und der die tollsten Steinformation parat hielt. Das war wirklich verzaubernd und wir kamen aus dem Grinsen nicht mehr heraus.


Abends waren wir lecker essen. In einer Musikkneipe. Dort sang eine argentinischer Barde Volkslieder aus verschiedene Regionen. Das hat allerdings nichts mit „es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ oder  den„Sieben Fässern Wein“ im 4/4 Takt zu tun. Das war ein ziemlich ausgebufftes Gitarrenspiel mit wirklich tollem Gesang. Leider schmetterte der Meister seine Songs über ein richtig  laute Anlage, so das einem das Pollo (Huhn) mit Reis direkt in den Rachen gepresst wurde. Toll aber zu laut.


Übernachtet haben wir bei Mama Coca, konnten allerdings nicht herausfinden, warum sie diesen Namen trägt. Wieder eine bezahlbare Unterkunft für um die 17 Euro pro Nacht, aber ohne Heizung. Bibber. Hier konnten wir allerdings die CRFs direkt durch das Restaurant vor unser Zimmer fahren. Eine tolle Erfahrung.


Morgens standen wir um 6 Uhr auf um zu sehen, wie der Sonnenaufgang den bunten Fels erleuchtet. Wir waren allerdings die Einzigen, die zum Gestein pilgerten und genau das hätte uns stutzig machen sollen. Hätten wir mal besser Mama Coca gefragt. Nichts zu sehen, dafür genossen wir ein lauwarmes Morgenlüftchen dort.


Lustig ist allerdings auch, dass sich den ganzen Tag über riesige Touristenbusse durch die viel zu kleinen Strassen und Gassen zwängen, skurril. Gestört hat uns das allerdings nicht.

 

Purmamarca: Wirklich toll, eine spektakuläre Natur und eine angenehme Atmosphäre.

Humhuaca – Hornocal – Die bunten Berge

Unser nächstes Ziel war die Stadt Humahuaca. "Namen, die sich kein Mensch merken kann" und so war ich oft kurz davor richtig Ärger von Uta zu bekommen, als ich sie das 53 Mal fragte, wie den der Ort hiesse in dem wir uns gerade befänden. HUMAHUACA. Hier hatten wir uns ein kleines Appartment gemietet. Mit Heizung und Warmwasser, yeah! Schön war es allemal, zumal sich eine Hundebande zu uns gesellte, die uns direkt als Herrchen und Frauchen adoptierten. In Argentinien heissen alle Hunde „Perro“ (Hund), wir gaben wenigstens dem Chef einen Namen und nannten ihn Fiete. Das passte zu der Promenadenmischung, interesierte ihn aber nicht. Er wollte seine Lohn in Form von etwas Brot und Käse. Da haste Fiete!


Von Humahuca aus machten wir nun eine der Touren für die sich solche Monsterprojekte wie eine einjährige Reise wirklich lohnen. Über Sandwege fuhren wir zu den Bergen der 14 Farben auf ca. 4.200 Meter Höhe. Auf Schotterpisten schlängelt sich sich die Strasse nach und nach auf diese atemberaubende Höhe. Der Höhenmesser des GPS kann endlich zeigen was er kann und die Einsprizung unserer Motorräder ist hoch erfreut, endlich mal richtig was zu regeln zu haben. Ein Panorama reiht sich an die nächste spektakuläre Aussicht. Hammer. Die Luft in den Lungen wird knapper, die Euphorie steigt. Und dann erscheint der Berg der „Quatorze Colores“ (14 Farben) unvermittelt und beeindruckend. Ein riesiges Gebilde aus allen Naturtönen, die man sich so vorstellen kann. Das ist der Hammer und ich bin irgendwie auch froh, das weder Bilder noch Worte dieses Naturschauspiel wiedergeben können. Nee, da muss man selber hin. Das hat uns wirklich tief beeindruckt.

Salinas Grandes

Von Humahuaca reisten wir zu den Salinas Grandes, dem größten argentinischen Salzsee. Wir wählten wir die einfachste, schnellste Route. Diese stellte sich dann jedoch als phantastische Andenetappe heraus. Die Ruta 52. Fahrerisch einfach zu meistern, konnten wir wieder unglaubliche Panoramen und wechselnde Felslandschaften bewundern. Wir kommen aus dem Grinsen einfach nicht heraus. Wow! Der Pass hat seinen höchsten Punkt auf ca. 4.200 Metern. Das ist echt hoch! Dort hält natürlich jeder an, Selfie Time. Uns begegnet hier eine Frage und das zum gefühlt 1000 Mal: De donde viven? – Wo lebt ihr, wo kommt ihr her? Sowohl unsere Antwort, als auch unsere kleinen Honda Motorräder sorgen für ungläubiges Staunen. Ich glaube viele Argentinier halten uns für irre – ob da wohl etwas dran ist? Es ist auf jeden Fall toll, mit wieviel Begeisterung unsere Reise wahrgenmmen wird. Da ist keine Spur von Neid. Alle wünschen uns eine tolle Reise und viel Glück.
Dieses verspüren wir nach der Passhöhe, denn es erscheinen die Salinas Grandes , die schon aus großer Entfernung zu sehen sind. Der Salzsee befindet sich auf gut 3.500 Metern und ist komischerweise nicht ganz so weiß, wie vermutet. Da geht es ihm, wie uns. So richtig sauber ist man auf so einer Reise selten, auch wenn man liebgewonnene Gewohnheiten, wie den Unterhosenwechsel und das Zähneputzen nicht ganz von sich weist. Nach einer ausgibiegen Fotosession am Salzsee finden wir Unterkunft im einzigen Dorf in der Nähe. Hier ist es so einsam, dass es schon etwas furchteinflössend ist. Ein Wüstendorf. Sandfarbene Häuser und leere Strassen, so weit das Auge reicht. Die Höhe sorgt zusätzlich für einen kurzen, unerholsamen Schlaf. Zumindest bei mir.

Die Ruta 40 – Legende auf 4.400 Metern

Nachdem sich mein feines Motorrad doch dazu bewegen ließ zu starten (der CRF steckten auch die 0 Grad in der Nacht in den Knochen oder wie sagt man...) war heute das dritte Highlight in drei Tagen angesagt. Die legendäre Ruta 40. Auf Schotterpisten sollte es wieder ein einmaliges Erlebnis werden. Ich verzichte auch das zu beschreiben, ein kleinen Eindruck liefern die Bilder. Es ist auf jeden Fall das, was eine Motorradreise in dieser Region zu einem der phantastischsten Erlebnisse macht, die man wohl in der Natur haben kann. Unglaublich, groß und mächtig, was die Anden zu bieten haben. Da brauchen wir Wochen, um das zu verarbeiten. Zu erwähnen bleibt hier allerdings auch, dass sich die Ruta 40 konstant auf 100 Kilometern auf einer Höhe von 3.800 – 4.400 Metern bewegt und das kann für Jungs aus der Nordheide echt hart werden. Schon der Abstieg vom Motorrad führte zu totalem Kontrollverlust. Ich japste, wie nach einem 100 Meter Sprint und im Kopf drehte sich alles. Egal, die Kulisse entschädigte perfekt für den Schwindel. Am Ende dieser bisher beeindruckensten Etappe wartete noch die Los Nubes Eisenbahnbrücke auf uns, eine Monsterhohe rostige und beeindruckende Konstruktion, über die der Touristenzug durch die Region rollt.

No sleep in Los Cobres

In Los Cobres, einem Bergdorf auf 3.800 Metern fanden wir eine gute Unterkunft. Nach Anfangsschwierigkeiten mit der Heizung war unsere Bleibe sogar einigermaßen warm. Draußen herrschten Minusgrade. Kurz vor Toresschluß traf noch eine Gruppe argentinischer Motorradtouristen ein. Köstlich, die sind genau wie deutsche Motorradfahrergruppen. Alles Herren um die 50, eine Frau mit einer BMW GS und alle superschlau. Nein, die waren wirklich nett und was sie von einer europäischen Motorradgruppe unterschied ist, dass das Motorrad, und hier weder die Größe noch die Marke eine Rolle spielten. Wir merkten allerdings auch, daß unsere Zeit als einzige Motorradtouristen in der Region, die wir bis dahin waren, vorbei war. Hier kannte man bepackte Biker und das war in den ersten Wochen unserer Reise anders. Da waren wir Unikate, Sonderlinge, Leute von einem anderen Planeten. In der Gruppe war auch ein australischer Dude, der froh war endlich Mal wieder in seiner Sprache sprechen zu können und so verabredeten wir uns für ein Wiedersehen, spätestens in Mexiko .

 

Mein Körper wurde von dieser erneuten Erhöhung des Schlafplatzes jedoch richtig zerlegt. In der Nacht schlief ich ca. 60 Minuten. Der Rest war ein einziges Gejapse, begleitet von panikattackenähnlicher Atemnot. Ich war zwar nicht luftknapp und konmte gut Atmen, der Sauerstoff reichte jedoch einfach nicht. Grenzwertig, aber nicht zu ändern. Eine besondere Erfahrung, die ich nicht nochmal machen muß. Da Uta so gar nichts von der Höhe merkte, ausser leichten Kopfschmerzen, war ich wenigsten froh, dass die anderen alten Motorradherren auch über ähnliche Symptome wie ich klagten. Die letzten drei Tage waren mit das Beeindruckenste was ich in meinem Leben zu sehen bekommen habe, jetzt war ich jedoch froh, daß der „Abstieg“ auf 1.200 Meter nahte


Ziel war der Ort Salta. Bei der Erwähnung dieser Region brechen alle, die schon einmal dort waren, in Entzücken aus. Salta – tan Linda – so hübsch. Und ja, das ist es auch. Ganz anders als wir Argentinien kennen gelernt haben. Mittelmeerähnliches Flair, gepflegt und sauber, mit hübschen, lebendigen Strassen und liebevoll geführten Kneipen und Restaurants. Klar, daß wir uns hier erstmal ein paar Tage von den Strapazen erholt haben. Weltreisen ist toll!

Nicht zu vergessen: Der Nationalpark Calilegua

Ich glaube dieser Park und der Weg dort hin sind nicht sonderlich bekannt. Für uns wurde die Fahrt zum Nationalpark zum richtigen Abenteuer. Der Weg von CALILEGUA bzw. Libertador General San Martin nach SAN FRANCISCO  - über die RP83 -schraubte sich über etliche Kilometer durch eine Art Dschungel, einen Urawald. Das war wirklich toll und besonders mit unseren CRF s sehr gut zu fahren. Auch Motorräder mit normaler Straßenbereifung hätten hier zunächst keine Probleme gehabt. Es ging durch eine wunderbare grüne, stark bewaldete Berglandschaft. Das war eindrucksvoll, wenngleich wir zunächst keine Tiere sehen konnten. In dieser Region gibt es u.a. Pumas...Vielleicht gut, dass die Wildkatzen hier in der Einsamkeit nicht auf uns warteten.

 

Letztendlich war es so: Wir sind über etliche Kilometer den Weg gefahren. Nicht zu erkennne war, dass es sich tatsächlich um eine Sackgasse handelt. Hinzu kamen noch untalentierte Autofahrer, die Uta zu einem Umfaller in einer Serpentine zwangen. Ich wollte ihr helfen und kippte direkt auch um. Der erste Doppelsturz in der Twoduro Geschichte :-)

Langsam setzte die Dämmerung ein, es begann zu regnen und der Boden wurde schlammig, Optimale Voraussetzungen für ein Abenteuer, wenn man nicht weiss, wo das Ziel ist. Zack, da waren auch schon die Tiere. Pferde, Kühe, Wölfe (ach neee, waren doch Hunde) und ein riesiges Riesenschwein das mitten in einer Kurve stand. Alle friedlich. Bevor es gänzlich dunkel wurde erreichten wir dann doch noch einen Ort namens San Franciso und fanden Unterschlupf in der freakigen Bude von Senora Carola. Ein attraktiver Steinbau der uns nachts mal wieder die Kälte in die Glieder trieb. Wie so oft war aber auch dies wieder ein tolles Erlebnis und der ungewöhnliche Ort SF, sowie der gaanze Nationalpark entschädigten für Kälte, Stürze, Ängste...



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