Blog #12 - Paso de San Francisco

Paso de San Francisco - Argentinien - Chile

30.08.2019

Die Überquerung des Paso de San Francisco oder die zwei Seiten unserer Medaille

Nach knapp einem Monat Argentinien hatten wir das Land und die Leute lieb gewonnen. Anders als erwartet fühlten wir uns hier nie bedroht, dass Gegenteil war der Fall. Offen und freundlich wurden wir nach unserer Reise befragt oder einfach nur mit einem „Buenas“, „Hola“ oder „Que tal“ begrüsst. Heute hieß es „tschüss“ Argentinien. Eigentlich schade.

 

Unser Tag begann um 6:30 Uhr morgens. Wir wollten den Paso de San Francisco, der Argentinien und Chile auf ca. 500 Kilometern verbindet, überwinden. 500 Kilometer – das ist wirklich viel für unsere kleinen Honda Motorräder. Für uns allerdings auch. Da wir sehr frische Temperaturen auf über 4.700 Metern erwarteten packten wir uns dick ein. 2 Paar Socken, Sturmhaube, Daunenjacke- und Hose, Membranhosen, dicke Unterwäsche, Handschuhe – alles in allem sahen wir aus, wie das Michelin Männchen. Abgerundet wurde die Szenerie durch die megageilen und von Uta selbst genähten Handwärmer im Leoparden Look, an den Griffen unserer CRF. Dazu noch 10 Liter Sprit im extradünnen Benzinkanister a la Argentinien. Das hatte schon etwas von einer Expedition.


Letztendlich wussten wir ja nicht, was uns da erwartet und so fuhren wir ziemlich nervös los. Die ersten Kilometer, bei einer schönen Morgensonne, waren schnell gemacht. Absolut leere Strassen und eine tolle Vegetation, sowie fulminante Felsformationen ließen unsere Münder offen stehen. Wegen dieser Natur lohnt sich der ganze Aufwand für so eine Reise. Wirklich beeindruckend.

August, 3oth, 2019

Crossing the Paso de san Franciso or the both sides of our medal.

After less than a month in Argentina we had to say good bye to this wonderful country. Other than expected, we never felt in danger here  the opposite was the case. People were open and friendly, we were interviewed about trip or simply welcomed with a "Buenas", "Hola" or "Que tal". Today we had to say "Bye" Argentina. What a pity.


Our day started at 6:30 in the morning. We wanted to overcome the Paso de San Francisco, which connects Argentina and Chile in about 500 kilometers. 500 kilometers - that's really a lot for our little Honda bikes. For us, too. As we expected very fresh temperatures over 4,700 meters, we packed ourselves up. 2 pairs of socks, balaclava, down jacket and pants, membrane pants, thick underwear, gloves - all in all, we looked like the Michelin Man. The scenery was rounded off by the super-posse hand warmer sewn by Uta himself in a leopard look on the handles of our CRF. In addition, 10 liters of fuel in the extra-thin canister a la Argentina. That had something of an expedition.


After all, we did not know what to expect, so we started off quite nervously. The first few kilometers, with a beautiful morning sun, were made quickly. Absolutely empty streets and a great vegetation and rock formations left our mouths open. Because of this nature, the whole effort is worthwhile for such a trip. Really impressive.


Richtung argentinische Grenze - Wow!

Die Pässe in dieser Region darf man sich jetzt nicht wie die Erhebungen der Alpen vorstellen. Hier schraubt und schlängelt sich nichts über ein paar Serpentinen in die Höhe, hier steigt man langsam, aber stetig und über viele Kilometer auf. Und das bei immer neuen, ungewohnten und eindrucksvollen Landschaften und Farben. Ein Blick auf das GPS Gerät verrät, dass wir auf 3.500 Metern angelangt sind. Die Berge sehen mittlerweile schwarz aus, Vicunias an jeder Ecke - glotzen uns an und sehen niedlich aus.


Gegen Mittag erreichen wir die argentinische Grenze. Alles im Plan. Umgeben von diversen 6.000 er Bergen und dem Vulkan Incahuasi, schmeisse ich noch schnell meine Coca Blätter in den Wind. Die hatte ich mir vorher in die Backen gestopft, zwecks Vermeidung der Höhenkrankheit. Hätte ich mal lieber dort lassen sollen, denn das Blatt sollte sich für uns noch wenden.
Der Grenzübergang selbst ist sehr unkompliziert: Hier n Stempel, da n Formular und fertig ist der Übertritt. Eh kein Thema, da der chilenische Posten (mit Fahrzeugimport) erst  in 120 Kilometern Entfernung auf uns wartet. Schnell noch getankt: Der Tankwart saugt den Schlauch an, worauf die bestellten 5 Liter in einen Eimer fließen, der dann mit einem Trichter im Tank entleert wird.


Unsere Kleidung hat sich bewährt. Es ist kalt und sonnig – wir frieren nicht.

Direction argentine border - Wow!

The passes in this region should not be imagined as in the Alps. Here nothing winds and snakes over a few serpentines in the air, here you win slowly, but steadily and many kilometers in height. And that with new, unfamiliar and impressive landscapes and colors. A look at the GPS reveals that we have reached 3,500 meters. The mountains now look black, Vicunias on every corner, staring at us and looking cute.


Around noon we reach the Argentine border. Everything is on schedule. Surrounded by various 6,000 mountains and the Incahuasi volcano, I quickly throw my coca leaves into the wind. I had previously stuffed them in my cheeks, in order to avoid altitude sickness. I should have better leave them there, because the sheet should turn for us.
The border crossing itself is very uncomplicated: Here's the stamp, here`s the form and the transfer is done. No point, because the Chilean border (with vehicle import) comes 120 kilometers further. Quickly refueled: The gas station attendant sucks the hose, whereupon the ordered 5 liters flow into a bucket, which is then emptied with a funnel in the tank.


Our clothes have proven themselves. It is cold and sunny - we do not freeze.


Im schönen Niemandsland

Die Straße windet sich nun doch in ein paar Kurven und es geht hoch und höher. Die Landschaft und die Berge werden immmer spektakulärer und wir erreichen die Laguna Verde. Hier sehen wir das türkisiste Türkis von allen Türkisen die es gibt und jemals geben wird. Da laufen einem Schauer über den Rücken, so schön ist das. Aber nicht nur Schauer, denn mittlerweile haben wir den Gipfel in einer Höhe von 4.730 Metern erreicht. Diese Höhe ist definitiv nicht für Menschen geeignet, zumindest nicht für uns. Wir kommen aus Norddeutschland-Alles klar?


Neben leichten Kopfschmerzen bekomme ich kaum noch Luft. Uta geht es gut, sehr gut sogar. Noch. Man muss sich das so vorstellen: Wir sehen die schönsten Landschaften und genießen die phantastischen Ausblicke, es fehlt jedoch die Kraft anzuhalten und  zu fotografieren. Mit fehlt einfach die Luft, Sauerstoff, O2. Ich steige vom Motorrad ab, um zu pinkeln – das muss man in der Höhe oft und ist Teil der körperlichen Anpassung an diesen Lebensraum – und komme kaum mehr auf mein Motorrad.

Röchel, röchel - Man, bin ich kaputt.


Das Problem ist nun, dass es über ca. 120 Kilometern weiter auf über 4.000 Metern geht. Mein Körper kommuniziert mit mir und gibt mir klar zu verstehen, dass er auf diese Höhe gar keinen Bock hat. Aber es geht einfach keinen Meter runter...Uta ist mittlerweile auch ganz ruhig geworden. 4.000 Meter sind zuviel. Zumindest für uns und heute.

The beautiful Nowhereland

The road now winds in a few curves and it goes up and up. The landscape and the mountains are becoming more and more spectacular and we reach the Laguna Verde. Here we see the turquoise turquoise of all the turquoise that exists and will ever exist. There is a shiver down the spine, because it`s so beautiful here. But not only shiver, because we have reached the summit at an altitude of 4,730 meters. This height is definitely not suitable for humans, at least not for us. We are from northern Germany-all right?


In addition to a slight headache, I hardly get more air. Uta is fine, very good, still. You have to imagine it this way: We see the most beautiful landscapes and enjoy the fantastic views. However, it lacks the power to stop and take a lot of pictures. With just missing the air, oxygen, C02. I get off the bike to pee - this is often necessary at height and is part of the physical adaptation to this habitat - and I can barely get on my bike anymore.

 

Röchel, Röchel - Man, I'm broken.


The problem now is that it continues over about 120 kilometers to more than 4,000 meters. My body communicates with me and makes it clear to me that he is not up to this height. But it just does not go down a meter ... Uta has now become very quiet. 4,000 meters are too much. At least for us and today.


endless road paso san francisco

Die chilenische Grenze bis Copiapo

Einige Zeit später erreichen wir den chilenischen Grenzposten, wo gerade einem argentinischen Touristen diverse Kisten Wein abgenommen werden. Der Grenzer sieht aus wie der Enkel vom Almöhi, wirkt aber freundlich. Mir ist mittlerweile kotzübel und ich komme kaum noch vom Motorrad. Ständig muss ich mich hinsetzen, abstützen, sammeln. Mir geht es schlecht. Echt. Uta auch.

Die Grenzer sind freundlich und erledigen ihrem Kram, ich unterschreibe irgendwas und weiss eigentlich gar nicht mehr so recht, wo ich eigentlich bin. „Hier, ihre Papiere, alles erledigt“. Prima, dann kann es ja weitergehen. Nein! Taschenkontrolle! Das kann doch nicht deren Ernst sein.

Jeder Motorradreisende weiß, wie aufwändig das ganze Verpacken der Utensilien und Taschen ist. Uta lächelt noch und hat Glück, dass sie nicht umgehend verhaftet wird. Sie hat doch glatt (aus versehen) einen Apfel über die Landesgrenze geschmuggelt. Das ist strengstens verboten. Ich überlege mich währenddessen einfach auf die Straße fallen zu lassen und mich tot zu stellen oder zu weinen oder zu dematrialisieren. Nützt alles nichts und so beginne ich im Zeitlupentempo jede Tasche zu öffnen. Flüchtige Blicke reichen den Herren. Na toll, den Scheiß hättet ihr euch echt sparen können. Ist halt deren Job. Jetzt dürfen wir weiterfahren. Kann ich aber nicht, denn beobachtet von einem wunderschönen Andenfuchs kotze ich im beeindruckende Strahl die ganze Grenzstation voll. Mit einem Druck, wie aus einem Feuerwehrschlauch gelingt es mit auch ein zweites Mal die Grenze Argentinien-Chile einzusauen. Respekt für mich.
Jetzt ist es wenigsten minimal besser.

Kaum in Chile werden die Strassen auch wesentlich schlechter. Uta und ich, geschwächt und zermübt schlängeln uns nun über diverse Kilometer unter wechselnden Pistenverhältnissen die Straße hinunter. Wir sind extrem erschöpft und Uta wird auch immer übler. Endlich geht es Berg ab, aber es sind immer noch 100 Kilometer bis Copiapo. Wir müssen anhalten. Wir können nicht mehr. Nun macht Uta es mir nach und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Völlig kaputt legt sie sich an den Straßenrand.
Augen zu – nur 5 Minuten.

From the Chilean border to Copiapo

Some time later, we arrive at the Chilean border post, where some  wine is being taken from an Argentine tourist. The Border Patrol looks like the grandson of Almöhi, but looks friendly. I am now feeling really bad and I couldn`t  barely get off the bike. All the time I have to sit down, rest, collect. I feel bad. Really. Uta too.


The border guards are friendly and do their stuff, I sign something and actually no longer really know where I am. "Here, your papers, everything done". Great, then it can go on. No! Bag check! Not seriousl!?

Every motorcycle traveler knows how complex the whole packaging of utensils and bags is. Uta is still smiling and lucky that she will not be arrested immediately. She smoothly smuggled an apple over the border. This is strictly forbidden. Meanwhile, I just think of dropping onto the street and killing myself or crying or dematriatizing. It does not help, so I start opening each bag in slow motion. Glances are enough for the gentlemen. Oh great the shit was not necessary. Well, that's their job. Now we can continue. But I can not, because observed by a beautiful Andean fox I puke in the impressive beam the whole border station fully. With a pressure like from a fire hose, it is also possible to blow up the Argentina-Chile border a second time. Respect for me.
Now it is at least a little bit better.


Hardly in Chile are the streets also much worse. Uta and I, weakened and squashed, meander down the road for several kilometers under changing street conditions. We are extremely exhausted and Uta is getting more and more bad. Finally it goes downhill, but there are still 100 kilometers to go to Copiapo. We have to stop. We are ready. Now Uta does it like me and pukes the soul out of her body. She breaks down completely at the roadside.
Close the eyes - only 5 minutes.


Ein Sternenkrieger am Limit...
Ein Sternenkrieger am Limit...

Puh!

Letztendlich erreichen wir doch noch Copiapo und finden einen guten Schlafplatz im Hostal Cactus. Es kommt zu weiteren Magenentleerungen.


Fazit: Wir haben heute sicherlich einige der beeindruckensten Landschaften unseres Lebens gesehen. Das war wunderschön. Körperlich sind wir aber definitiv an unsere Grenzen gelangt. Letztendlich waren wir auch ein bisschen stolz, dass wir uns gemeinsam so einem Abenteuer stellen und es auch bestehen. Unseren Körpern wollen wir das allerdings nach Möglichkeit nicht mehr zumuten. Es war einfach ein Tick zuviel.

Jetzt erholen wir uns erstmal in Copiapo bei der Atacama Rally, wo die Weltelite der Endurofahrer am Start ist und uns großen Sport präsentieren wird.

Puh!

Finally we reach Copiapo and find a good place to sleep in the Hostal Cactus. It comes to further gastric emptying.


Conclusion: We have certainly seen  the most impressive landscapes of our lives today. That was wonderful. Physically, we have definitely reached our limits. In the end, we were a bit proud that we are going to make such an adventure together and that we will succeed. We do not want to expect something like this from our bodies again, if not necessary.
It was just a bit too much.

Now we are recovering in Copiapo at the Atacama Rally, where the world best riders are at the start and will show us their great sport.



Riding on the edge

Gerade , lang, einsam - Paso San Francisco
Gerade , lang, einsam - Paso San Francisco
4730 Meter - zuviel für Menschen
4730 Meter - zuviel für Menschen
Laguna Verde - Wirklich unglaublich schön
Laguna Verde - Wirklich unglaublich schön
Schon in Chile
Schon in Chile

Paso de San Francisco - Argentinien - Chile



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