Blog #15 - USA

Roadtrip USA

Welcome USA - Hello Los Angeles

Wow, jetzt sind wir in den USA gelandet. Los Angeles. Viel früher, als gedacht, weil wir unsere defekten Motorräder nach Hause schicken mussten. Aber wir haben Glück, denn unser Freund Marc ist vor 30 Jahren aus Buchholz nach LA gezogen und holt uns nun vom Flughafen ab. Es ist warm und vieles sieht so aus, wie wir es uns vorgestellt haben. Als uns der erste durchtrainierte und geliftete Herr um die 60 über den Weg läuft wissen wir, dass wir in Kalifornien angekommen sind.
Wir lassen nur ein paar Minuten verstreichen und schon geht es mit dem Fahrrad, hier natürlich ein cooler Beach Cruiser, an den Strand. Marc wohnt in Venice und so ist unser Ziel Venice Beach. Geiler geht es ja wohl kaum und wir befinden uns sofort in einer Filmkulisse, die unsere Jugend geprägt hat. Ich sach ma Baywatch und so... Strand, verrückte Leute, Skater, Rollschuhfahrer, Surfer, die blauen Rettungsschwimmerbuden, Palmen und Sonne! Toll. Wir radeln uns die Müdigkeit aus den Beinen, setzen uns in eine Kneipe und trinken ein Begrüßungsbier. Dass das 7 Dollar kostet findet wir hart, schmecken tut es trotzdem. Marc bezahlt. Toll, dass ein geiler Bluesmucker vor der Kneipe mit seinem Sound die Szenerie abrundet. Wir fühlen uns sofort wohl hier und geniessen die Sonne und das bunte Treiben, bevor wir den Abend bei Marc ausklingen lassen. Selten zuvor sind wir so schnell in einem Land angekommen.

Homeless

Wir bleiben knapp einen Monat in den USA und dieses positive Gefühl wird sich halten. Auch in den anderen Bundesstaaten die wir besuchen. Alle Eindrücke zu schildern ist schier unmöglich bzw. würde ein ganzes, gutes und dickes Buch füllen.

Wir verbringen die ersten Tage in LA. Und wie beim Rest unseres USA Aufenthaltes lassen wir wenige Touristenattraktionen aus. Müssen wir auch nicht, denn auch hier sehen wir das wahre Leben, dass in Kalifornien halt wunderbar sein kann, auf der anderen Seite jedoch auch unbeschreiblich hart. Denn niemals zuvor haben wir so viele Obdachlose/Homeless People gesehen. Ganze Strassenzüge sind voll mit einfachsten Unterkünften aus Pappe, Zelten und vor allen Dingen Menschen, die ihrem Leben in Armut wohl nicht mehr ohne fremde Hilfe entfliehen können. Viele liegen auch einfach nur auf der Strasse und schlafen. Verdreckt und wahrscheinlich voll Drogen oder Alkohol. Uns fallen aber auch die vielen normal aussehenden Leute auf, die einfach nicht mehr in der Lage sind das Leben in einer amerikanischen Stadt zu stemmen. Dies erstaunt nicht, wenn man weiss, dass z.B. unser Freund Marc ein kleines Zimmer für fast 1.000 Dollar im Monat vermieten kann. Damit ist er noch eher im günstigen Preisbereich. Uns bewegt das Schicksal dieser Menschen, die auf der Strasse leben müssen immer wieder. Traurig ist das. Noch trauriger, wenn man weiss wieviel Geld und Wirtschaftskraft vorhanden ist. Wir verstehen nicht, dass Amerika da nicht hilft und diesen Menschen eher selbst die Schuld für ihre Kacksituation gibt. Das sei auch erwähnt: wir wurden nicht einmal von Homeless Menschen doof angelabert oder aggressiv angebettelt. Alle Ängste in diese Richtung sind unbegründet.

Was geht in LA?

Los Angeles bietet ein schier unendliches Angebot an Vergnügungs und Sightseeing Möglichkeiten. Und so war es für uns schon toll, neben Venice Beach und den wunderschönen Venice Canals, auch Malibu, das Santa Monica Pier, natürlich Hollywood mit seinen Sternen auf dem Fussweg, aber auch Downtown LA und vieles mehr zu besuchen. Immer mit dem Gefühl wie wären in eine Fernsehserie gebeamt worden. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die es machen. Farbige Busfahrer, die Ihren typischen, TV gewohnten Slang haben, Rollschuh fahrende heisse Girls am Strand, coole Skater und Gewichtestemmer am Muscle Beach. Uns hat das alles gefallen.

Ganz besonders waren hier 3 Erlebnisse:

Hollywood Forever: Wir besuchten den Friedhof in Hollywood und wussten nicht wer hier so sein letzte Ruhestätte gefunden hat. Wir fanden auch keine Promis, aber ich spürte, dass hier Chris Cornell begraben war – hört sich irgendwie komisch, esoterisch oder so an – war dann aber auch so. Eine Internetrecherche ergab, dass der Sänger von Soundgarden und eine meiner absoluten Lieblingsstimmen hier, direkt neben Joey Ramone von den Ramones, sein Grab hat. Für mich ein richtiger Gänsehautmoment. Hatte Cornell und Co durch einen großen Teil meines musikalischen Lebens geprägt. Thank you Chris!

Hollywood Bowl: Hierbei handelt es sich um ein riesiges Open Air Amphietheater Veranstaltungsgelände. Wir hatten Glück, denn THE WHO spielten. Mit Orchester. Wir konnten preiswerte Karten um die 30 Dollar auf einer Internetplattform (Seat geek) erstehen und sahen ein tolles Konzert mit allen Hits wie Pinball Wizard, Thommy, Behind Blue eyes und Baba O Reiley. Toll. Richtig super war auch Liam Gallagher, der das Vorprogramm bestritt. Ganz großer Britpopp. Ein toller Komponist und Sänger. Die ganze Stimmung und der Veranstaltungsort hätten schon für einen grandiosen Abend ausgereicht – zusätzlich noch solche Altmeister des Rock zu sehen war genial. Und ja, Pete Tonshend, der Gitarrist lässt immer noch seinen Arm wie einen Rotor kreisen bevor er in die Seiten haut. Geil!

Busfahren bei Nacht: Abenteuer machen nicht immer schlaue Sachen. So entschieden wir vom The Who Konzert mit dem Bus nach Hause zu fahren. Keine gute Idee. Der farbige Busfahrer, und das erwähne ich weil er den oben beschriebenen hammerharten "Filmslang" drauf hatte, liess uns umsonst mitfahren. Wir hatten kein Kleingeld. Wie sich herausstellte waren wir die einzigen Weißen an Bord der städtischen Rumpelkiste. So wurde wir auch angeguckt. Das wirkte auch wie in einer US Serie, allerdings wie eine, wo gleich eine wilde Schiesserei losgeht und dann wahlweise Kojak, David Hasselhoff oder Dwain The Rock Johnson die Ermittlungen aufnimmt. Neben einigen Homeless, die auf dem Weg zum Nachtlager waren, bestand die Klientel unserer Mitfahrer aus psychisch angeschlagenen und/oder  stark nach Urin riechenden Menschen, aber auch Typen, die aussahen, als ob sie nicht zimperlich wären und uns für ein paar mickerige Dollar das Leben aushauchen würden. Frauen waren selbstverständlich nicht an Bord. Wir wurden beäugt und ich sah förmlich wie jeder zweite Mitreisende sich eine seiner 10 zur Verfügung stehenden Tötungsmöglichkeiten für uns überlegte. Ich hatte das erste Mal Angst auf der 4 monatigen Reise, ernsthaft. Letztendlich passierte nichts und wir kamen gesund in unserem Domizil an.  Diese Geschichten machen eine Reise aus, denn auch hier haben wir wieder viel über die USA, LA und die Menschen hier gelernt.

Roadtrip USA mit dem Dodge Van

Nach einer Woche ging es weiter. Wir mieteten uns einen Dodge Van. Eine dufte Riesenkarre in der wir auch schlafen konnten. Preiswert wurde es, weil wir über einen deutschen Internetverleih buchten, teuer waren noch diverse Zusatzoptionen die uns aufgequatscht wurden. Also aufgepasst. Wir starteten unseren Roadtrip durch die USA und wollten die beliebte Touritour durch den Südwesten in Angriff nehmen. Ja, das machen alle. Klingt irgendwie negativ, aber diese Regionen sind einfach toll und jeder, der es sich irgendwie leisten kann sollte diesen Teil der Welt gesehen haben. Wir waren zwar immer noch traurig, dass unsere Motorräder nicht mehr bei uns waren – auf der anderen Seite erwies sich die Tour per Auto doch als sehr angenehm. Ohne Moppedklamotten kann man einfach viel leichter die Schönheiten dieser Regionen bewundern. Als besonderes Glück empfanden wir, dass es Herbst war. Die Temperaturen tagsüber noch höher als 20 Grad, die Bäume jedoch schon herrlich gelb und rötlich. Eine ganz besondere Stimmung.

Wir sahen in dieser Zeit ganz typische amerikanische Städte . Hier werden die Soldaten, die aus Syrien zurückkommen, willkommen geheißen, die Menschen in den riesigen Wallmart Supermärkten werden dicker und machen ihre Einkäufe in Elektrorollies, Motels sehen aus wie in Roadmovies, Männer tragen Cowboyhüte und mehr amerikanische Klischees werden erfüllt. Als Außenstehender ist das sehr unterhaltsam und es reichte oft ein Blick zwischen Uta und mir, um ein Schmunzeln in Gang zu setzen oder in hysterisches Lachen auszubrechen. Nicht falsch verstehn-das gehört alles zu Amerika und einer Reise in diesem Land.

Hier können wir auch schon erwähnen, dass uns die Amerikaner überrascht und gut gefallen haben. Immer freundlich, offen und interessiert, führten wir viele Gespräche und die so oft beschriehene Oberflächlichkeit konnten wir auch nicht feststellen. Alle waren immer nett und hilfsbereit. Klasse.

Die Nationalparks

 

Die Reise führte uns durch Kalifornien, Nevada, Arizona und Utah. Überall war es genial. Ein großer Bestandteil war der Besuch der Nationalparks. Für 80 Dollar leisteten wir uns die in den ganzen USA gültige Jahreskarte. Eine absolut lohnende Investition. Diese Parks sind wahnsinnig gepflegt und man ist versucht alles sehr naturbelassen zu präsentieren. Es gibt weniger Absperrungen als in Deutschland und viele Schilder weisen darauf hin, dass es sich um einen Park der Menschen handelt – Thank you for visiting your park!
Das ist ein anderes Selbstverständniss und so wundert es auch nicht, dass in keinem dieser riesigen Naturparks auch nur ein Fitzelchen Müll liegt. Eins ist klar, diese Parks sind schöner, größer, beeindruckender, als es Bilder vermitteln können. Wir hätten uns in jedem mehere Tage aufhalten können – so umfanrgeich und groß sind diese Areale.
Wir besuchten folgende Parks: Joshua Tree, Grand Canyon, Capitol Reef, Bryce Canyon, Zion, National Monument of Navajo, Monument Valley, Valley of the Gods, Death Valley, Sequoia. Besonders die unbekannteren Parks waren besonders schön und nahmen uns mit ihrer einmaligen Stimmung gefangen. Ganz besonders war z.B. der Sequoia Park mit seinen risiegen Bäumen. Wir konnten diese faszinierenden Giganten nahezu alleine und in Ruhe betrachten. Ein tolles Gefühl. Die Etappen zwischen den Parks waren fast genauso schön und wenn man durch den Wilden Westen fährt ärgert man sich enorm, dass Karl Mays Protagonisten ihr Tagwerk in Jugoslawien verrichten mussten und nicht die echte Prärie erobern durften. Wir waren fasziniert und uns stockte oft der Atem, dankbar, dass wir diesen Teil der Reise erleben durften.

Im Death Valley trafen wir noch unsere Freunde Stefanie und Lukas (www.straymotocats.de), die mit ihren zwei Honda CRF250L ebenfalls die Welt bereisen.
Das war schön.

 

Las Vegas und San Fransisco

Die Städte Las Vegas und San Fransisco sind eigentlich auch mit nichts zu vergleichen, was es in Europa gibt. In Las Vegas übernachteten wir in einem Motel in unmittelbarer Nähe der Freemont Street, Downtown Las Vegas , dem legendären Vergnügungsviertel. Hier stehen die guten, alten Casinos mit viel Neon und eingearbeitet in eine moderne Erlebniswelt. Die Musik ist laut und die Videoprojektionen an der komplett überdachten Strasse erscheinen einmalig. Auf die Straße sind schwarze Kreise mit ca. 1 Meter Durchmesser gezeichnet. Hier können Selbstdarsteller machen was sie wollen – zumindest scheint es so. Leicht bekleidete Damen versohlen auf Wunsch den Hintern – natürlich für ein paar Dollar, Karaoke Sänger versuchen durch schiefe Töne zu überzeugen, ein Football Fan weist darauf hin, dass die New England Patriots und insbesonders Tom Brady ihn nerven, ein Mann möchte - begleitet von seiner wenig attraktiven, aber Nippel zeigenden Freundin – in den Sack getreten werden. Es ist skurril. Verrückt. Aber eben auch wahnsinnig bunt. Genauso, wie die Besucher aus aller Welt. Auf verschiedenen Bühnen spielen Bands, Djs, Country Sänger. Entertainment pur.


Einen Tag später dürfen wir auch noch die "Indian Finals" im Rodeo erleben. In einem Hotel tut sich auf einmal eine Reitarena auf. Fassungsvermögen 4.500 Zuschauer. Wow. Hier erleben wir Amerika ziemlich pur und abends sind wir eigentlich schon zu kaputt, um uns die Vegas Klassiker, wie das Bellagio, MCM Grand, Cesars Pallace etc. anzusehen. Totale Reizüberflutung. Trotzdem oder gerade deshalb eine Reise Wert.


Das Gegenteil finden wir in San Fransisco. Diese Stadt imponiert mit ihrer ruhigen und schönen Ausstrahlung. Wir besuchen die bekannten Highlights, wie die Golden Gate Bridge, die sich steil windende Lombard Street, Chinatown und natürlich Fisherman s Wharf im Hafen, wo die ganzen Seehunde herumliegen und chillen und quiecken. Besonders gefällt uns jedoch die Ausstrahlung der unterschiedlichen Viertel. Zum Beispiel das italienische Quarter, in dem man entspannt einen leckeren Kaffee trinken kann. Cablecar und Co runden das Bild ab, zeigen uns aber eher, dass auch San Fransisco eine Art von Filmkulisse ist. Als wir dann abends mit der Fähre von SF nach Oakland fahren und einen der sensationellsten Sonnenuntergänge sehen, wissen wir dass wir an einem ganz besonderen Ort gelandet sind. San Francisco ist wundervoll.

Die Rückfahrt nach LA über den wirklich schönen Highway 1 (Pacific Cost Highway) ist ein weiteres Highlight. Wir sehen schönste Küstenabschnitte, kommen mit Biologen ins Gespräch über die Vogelpopulation an der Küste, fahren auf dem 17 Mile Drive, einer illusionär schönen Strasse an der die Schönen und Reichen leben (hier ist der Pebble Beach Golf Club), erleben jedoch unsere Highlights eher im Kleinen (Schmetterlings Sanctuary in Monterey). Zum Abschluss ein Abstecher nach Malibu und eine Runde über den Mullholland Highway durch die verbrannten Berge Los Angeles.

Jeder Tag hätte gereicht, um eine Buch darüber zu schreiben. Soviel gibt es hier zu sehen und zu erkunden. Neben den vielen Highlights, sind es die ganzen Kleinigkeiten, Begegnungen, Erlebnisse, die die USA so unvergleichbar für uns gemacht haben.

Ein besonderer Dank geht hier an unseren Freund Marc, bei dem wir wohnen durften und der uns viel von "seinem" LA gezeigt hat.  Neben einem Kirchenkonzert bei dem er Mitwirkte konnte wir ein cooles Jazzkonzert mit seiner Band im Industrial Cafe LA sehen. Orte und Veranstaltungen zu denen man als Besucher einer Stadt sonst eher keinen Zugang hat. Thanks Marc - We love it!


Roadtrip USA



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